Die OG Stadt Bern lud im September ins Restaurant MYLE zum Vortrag von Divisionär Claude Meier ein. Neben 40 Mitgliedern war auch alt Bundesrat Adolf Ogi als Gast unter den Zuhörern. Der Vortrag war aktuellen Themen der internationalen Sicherheitspolitik gewidmet. Das Thema war vielfältiger, als man sich so vorgestellt hatte, vor allem wurden viele Zusammenhänge deutlich aufgezeigt.

Nicht nur das Internationale Rote Kreuz (IKRK) hat seinen Sitz in Genf, sondern auch zahlreiche andere namhafte internationale Organisationen. Durch die Präsenz der UNO sind in Genf mehr Staaten vertreten als in Bern. Das Maison de la Paix hat seinen Ursprung in der Zeit des Kalten Krieges, als die Schweiz der internationalen Zusammenarbeit nicht unbedingt aufgeschlossen gegenüberstand. Doch bereits 1985 fand in Genf ein Gipfeltreffen zwischen den USA und der UdSSR statt, an dem diplomatische und militärische Vertreter teilgenommen haben.

1995 unterzeichnete der damalige Vorsteher des VBS, Bundesrat Adolf Ogi, den Gründungsakt des GCSP, des Geneva Center for Security Policy, oder Zentrum für Friedens- und Sicherheitspolitik. Insgesamt gibt es drei Zentren, das GCSP, das Genfer Internationale Zentrum für Humanitäre Minenräumung (GICHD) und das Genfer Zentrum für die Gouvernanz des Sicherheitssektors (DCAF). Die Zentren wurden vom Bund als selbständige Stiftungen des schweizerischen Privatrechts gegründet. Die Beteiligung weiterer Staaten an den Stiftungen war von Anfang an vorgesehen: Heute sind zwischen 20 (GICHD) und 52 (GCSP) Staaten in den Stiftungsräten vertreten. Dieser internationale Charakter der Zentren ist erwünscht und gehört zu seiner Ausstrahlungs- und Wirkungskraft.

Die Schweiz ist seit 1996 Mitglied der NATO-Partnerschaft für den Frieden. In diesem Rahmen organisierte die Schweiz im vergangenen Sommer das dritte NATO-Partnerschaftssymposium im Maison de la Paix in Genf. 250 politische und militärische Vertreterinnen und Vertreter der NATO-Mitgliedstaaten und ihrer Partner nahmen am Symposium teil, das erstmals in einem Partnerland der Allianz stattfand.

2014 erfolgte der Umzug in das neu erbaute Maison de la Paix. Es soll ein Ort sein, an dem Menschen aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichem Hintergrund in einer sicheren und integrativen Umgebung im Geiste des internationalen Genf zusammenkommen können. Es soll ihnen ermöglichen, Wissen zu erwerben, Lösungen für globale Herausforderungen zu suchen, Beziehungen und Vertrauen über politische Grenzen hinweg aufzubauen und eine grössere Gemeinschaft von Einzelpersonen und Organisationen zu schaffen, um Frieden, Sicherheit und internationale Zusammenarbeit zu fördern.

Die Aufgabe des GCSP ist die Förderung von Frieden, Sicherheit und internationaler Zusammenarbeit. Die Vision ist es, eine Plattform zu bieten, um Frieden und Sicherheit zu schaffen und zu schützen und die internationale Zusammenarbeit zu fördern. Seine Werte sind Unparteilichkeit, Inklusivität, Unabhängigkeit und auch Diskretion, dies insbesondere im Rahmen des diplomatischen Dialogs. Vieles hängt miteinander zusammen. Frieden geschieht auch durch Bildung, insbesondere durch Aus- und Weiterbildung von Führungskräften, durch Dialog, durch Politikberatung, durch Forschung, durch Veröffentlichungen und auch durch Veranstaltungen.

Der Referent berichtete überzeugend über seine Arbeit. Das Netzwerk ermöglicht, weltweit Kontakte zu knüpfen. Die Uniform der Schweizer Armee hilft in gewissen Kreisen Türen zu öffnen; was man damit macht, ist eine andere Sache. Frieden schafft man auch mit gesundem Menschenverstand, etwas Mut und einer Portion Glück. In einem anderen Zusammenhang wurde berichtet, dass die Russische Föderation 2022 aus dem Stiftungsrat des GCSP ausgeschlossen wurde. Es stellt sich nun die Frage, wie man denn noch diskutieren kann, wenn der Gesprächspartner nicht mehr mit am Tisch sitzt. Das Feuer muss immer am Brennen gehalten werden, um den Dialog wieder aufnehmen zu können. In diesem Zusammenhang muss aber auch betont werden, dass die Aufnahme von Gesprächen nicht zwangsläufig die Übernahme der offiziellen Positionen der anderen Seite bedeutet. Das GCSP bringt Praktiker, Akademiker, Führungskräfte und Kursteilnehmer aus der ganzen Welt zusammen, um Wissen, Erkenntnisse und Erfahrungen auszutauschen. Das Genfer Zentrum bietet dafür eine optimale Infrastruktur. Die Aus- und Weiterbildungskurse sind massgeschneidert. Die Teilnehmenden sollen in ihre Länder zurückkehren und dort etwas bewirken. Teilnehmende aus 174 Ländern, Regierungsstellen, NGOs, internationale Organisationen und der Zivilgesellschaft haben am GCSP Ausbildungen besucht.

Div Meier erläuterte die laufenden Initiativen des Diplomatischen Dialogs in den Bereichen globale Sicherheit, Russland und der Westen sowie China und der Westen. Im Bereich der regionalen Sicherheit sind dies der Zermatt Roundtable zur koreanischen Halbinsel, der östliche Mittelmeerraum, Naher Osten, Kaukasus, Syrien und mit den High North Talks auch die Arktis. Trendthemen sind auch Neutralität und Sicherheitsgarantien, Cyber und Weltraum.
Mit Schlüsselfragen zur Sicherheitspolitik der Schweiz kehrte Div Meier in die Heimat zurück und zitierte Div Gustav Däniker, der massgeblich an den Sicherheitspolitischen Berichten von 1973, 1990 und 2000 mitgewirkt hatte. Welche Schweiz gilt es wie optimal zu schützen? Sicherheit hat viele Dimensionen: Politik, Militär, Wirtschaft, Gesellschaft, Infrastruktur, Kommunikation, Umwelt und Zeit.

Schwerwiegende Trends wie Urbanisierung, Demographie, Klimawandel oder die industrielle Revolution 4.0 sind Treiber von erheblicher Tragweite, die ihre Dynamik über Jahrzehnte entfalten und auch sicherheitsrelevante Auswirkungen haben. Sicherheit ist heute geprägt von Machtpolitik, Terrorismus, Migration oder Naturkatastrophen.

Anschliessen zog Div Meier anhand von Bildern und Karten und unter Berücksichtigung der verschiedenen Dimensionen erste Erkenntnisse aus dem aktuellen Krieg in der Ukraine. Zum Beispiel, dass in einem Sicherheitsdilemma das eigene Sicherheitsempfinden eng mit dem des Nachbarn verknüpft ist. Oder dass Konflikte trotz moderner Technik letztlich am Boden entschieden werden.

Div Claude Meier schloss seinen spannenden Vortrag mit Betrachtungen zu Sicherheit und Stabilität in der Arktis, einem konkreten Beispiel seiner laufenden Tätigkeiten im diplomatischen Dialog. Div Claude Meier, als Vertreter der Genfer Zentren, gab der Hoffnung Ausdruck, dass Menschen, die zusammenarbeiten, Frieden und Sicherheit möglich machen.

Four aD Ursula Bonetti

  

  • DSC08549
  • DSC08550
  • DSC08553
  • DSC08559
  • DSC08567