Obwohl das Referat unheimlich viele technische Details enthielt, gelang es dem Referenten, diese in alltäglichen Zusammenhängen zu erklären, die sehr gut verständlich waren. Patrick Nyfeler ist seit Beginn des Projektes NKF für Lockheed Martin in der Schweiz tätig. Eine äusserst spannende Zeit die 2022 ihren Höhepunkt in der Unterzeichnung der Verträge für den F-35 für die Schweizer Luftwaffe fand. Fast gleichzeitig bestellten mehrere europäische Länder den F-35. Aktuell ist der Referent der Verantwortliche für die D-A-CH-Region für sämtliche Geschäftsbereiche von Lockheed Martin, also nicht nur Aero. Im Januar 2024 hat auch Tschechien Kaufverträge für den F-35 unterschrieben. Der Referent strahlt, er ist vom F-35 überzeugt. Selber fliegen wird er den F-35 nicht, er ist von Haus aus Aufklärer.
Über das NKF, über den F-35, hat man sehr viel gelesen und gehört. Doch wer ist der Anbieter Lockheed Martin? Es ist die grösste Rüstungsfirma die weltweit die vier Bereiche Flugzeuge, Helikopter, Radar und Raketensysteme entwickeln und bauen. Mit vielen Forschungsstätten ist es ihnen möglich seit fünf Generationen (ab 1945–2005) Erfahrung, Unterstützung und Schlüsseltechnologie anzubieten. Sie bauen immer noch das Herkulesflugzeug. Eine Folie zeigt Vergleiche zu andern Flugzeugen bezüglich Treibstoffverbrauch, Triebwerke, Bewaffnung. Der F-35 ist ein Kräftemultiplikator für die gesamten Streitkräfte.
Der F-35 enthält als erstes Kampfflugzeug Sensoren, die eine Rundumsicht in jede Richtung erlauben. Was immer auf den F-35 zufliegt, er sieht es. Der Schutz vor anfliegenden Raketen kann noch viel mehr. Er erfasst selber feindliche Ziele gleichzeitig Boden und Luft, die Sensoren ermöglichen auch besseres Landen. Der F-35 sieht sehr weit dank Infrarotdaten und hoher Auflösung der Bilder, sei es Luft-Luft oder Luft-Boden.
Diese Spitzentechnologie ermöglicht, dass die an verschiedenen Orten intern eingebauten Sensoren, im F-35 sind es deren vier, untereinander „reden“ können, auch mit den Sensoren anderer F-35 die im Verband fliegen, auch mit mehr als vier F-35 gleichzeitig. Sie kommunizieren automatisch miteinander. Patrick Nyfeler vergleicht es mit der Übermittlung: Eine neuartige Schnittstellen mit hoher Bandbreite, welche nicht entdeckt oder gestört werden kann. Dies vermindert Zeitverluste unter verschiedenen Datenzulieferern. Der Pilot hat eine eigene Führungskarte die eingrenzt was sonst noch fliegt und wie die Bedrohung ist. Der Pilot des F-35 weiss genauer, was draussen fliegt als bei jedem anderen Flugzeug. Vorteile des F-35 sind, dass die Triebstofftanks abgeschirmt sind und somit für Wärmebildaufklärung schlechter erfassbar. Ebenso ist die Sicht auf die Triebwerke nicht möglich. Das Flugzeug hat in seiner Form keine Winkel die reflektieren und damit kein Echo generieren. Mit dieser Stealth-Technik kann es fast unsichtbar agieren. Die Antennen und die Sensoren sind ebenfalls intern integriert. Die Waffen sind integriert und haben wegen der Radarsignatur keinen negativen Einfluss auf die Flugleistung. Bezüglich Treibstoffverbrauch ist das ein grosser Vorteil.
Illustriert durch viele Folien entsteht so nach und nach das NKF vor den Anwesenden, als würde es vor unseren Augen gebaut. Was bringt nun der F-35 der Schweiz? Für den Luftpolizeidienst bringt der F-35 viel bessere Aufklärung als die Mirage. Der F-35 fliegt höher und „sieht“ damit auch in enge Täler. Dies nützt der Boden-Luft-Aufklärung. Viele Kunden sind mit den vielseitigen Leistungen des F-35 sehr zufrieden, u.a. auch die US Marines. Diese ganze Technologie dient nicht nur den Kampffähigkeiten andern Flugzeugen gegenüber sondern auch dem Auftrag, den Piloten sicher aus dem Einsatz zurückzubringen. Eine 3-D-Datenbank erhöht diese Sicherheit. Der F-35 hat eine längere Lebensdauer, was Kosten spart. Alles ist Computergesteuert, Software-Änderungsmöglichkeiten können das Flugverhalten laufend verbessern und sich auf neue Waffensysteme einstellen. Die Wartung ist einfach, die Flugzeuge werden mehr bei der Truppe sein als zur Wartung im Hangar. Die Pisten in der Schweiz sind ausreichend lang.
Ein wenig Nostalgie lässt auch der eher nüchterne Referent zu. Die letzte Folie zeigt vier F-35 bei ihrer Landung in Payerne, für die ersten Evaluationsflüge über Schweizer Boden. Ein beeindruckendes Foto, vier Flugzeuge aus USA im milden Licht des späteren Nachmittags eingetroffen. Warum vier Flugzeuge? Die Vorschriften verlangen, dass über offenen Gewässern, in diesem Fall der Atlantik, immer in Zweierformation geflogen werden muss. Sollte ein Flugzeug ausfallen, muss ein drittes die Lücke füllen können. Aber eine dritte Maschine darf auch nicht einzeln fliegen. Also müssen es zwei Patrouillen sein. Mit eingetroffen sind natürlich auch Piloten, viele Techniker, Experten, Wartungspersonal. Die Testpiloten flogen den F-35 nun in der Schweiz. Der Typenentscheid fiel auf den F-35! Wer das grosse Glück hatte, 2022 am Fliegerschiessen auf der Axalp dabei zu sein, der sah zwei F-35 fliegen, zusammen mit der Fliegerstaffel 11 aus Meiringen. In einer Solosequenz zeigte der F-35 was er alles kann in unserem gebirgigen Land. Diese Maschinen kamen allerdings aus Italien. Die Piloten kannten den Raum Axalp nicht. Die Schreibende hatte das Glück, dabei zu sein, und sie hat gejubelt!
Die ersten 8 F-35 werden 2027 ausgeliefert. Dann beginnt die Umschulung der Piloten. Der Grossaufmarsch und der Applaus für Patrick Nyfelers vorzügliches und aufschlussreiches Referat waren verdient.
Four a.D. Ursula Bonetti
Foto 1 und 2 © VBS/DDPS, übrige Fotos © OGB