Ende Februar 2024 trafen die Zuhörer und Begleitungen zahlreich im Kongresszentrum Hotel Kreuz zum Vortrag von Divisionär Mathias Tüscher, Kdt Ter Div 1, ein. Div Tüscher informierte offen und es war klar ersichtlich, wie wichtig solche Volltruppenübungen im überbauten Gelände sind – dort, wo man verwundbar ist – und woran noch gearbeitet werden wird um die Verteidigungsfähigkeit zu stärken. Im Publikum sassen einige uniformierte Teilnehmer der Stabsarbeitstage des KTVS die den Ausgang dazu benutzten, den spannenden Vortrag bei der OGB zu besuchen.

Divisionär Mathias Tüscher, der Vaudois mit dem Berner Namen, stellt sich mit Humor kurz vor. Das Referat beginnt mit dem Bild der grossen Schlusszeremonie auf der Schützenmatte an der Emme in Burgdorf, unterhalb des trutzigen Schlosses mit dem Berner Wappen auf der Mauer. Die Übung fand in den geografischen Räumen der Kantone Genf, Waadt, Neuenburg, Fribourg und Bern statt. Div Tüscher hat diese Übung vorbereitet und geleitet. Viel zu lange hatte man «im grossen Frieden» solche Truppenübungen vernachlässigt. Ein spannender Film, nicht von Fernsehteams produziert, sondern reine Milizarbeit, – darauf ist Div Tüscher stolz – zeigt eindrücklich die Bewegungen in diversen Einsatzräumen, wie die Leistungen der Ter Div 1 für das Zielbild 2030 der Schweizer Armee trainiert wurden. Mit einbezogen waren zivile Partner SVS (Sicherheitsverbund Schweiz). Das «Feindbild» war die destabilisierte Stadt Genf.
Durchhaltefähigkeit muss über längere Zeit möglich sein. Aber dafür ist der WK zu kurz, es braucht wieder spezielle, grosse Truppenübungen. Es war für die Truppe eine ganz besondere Erfahrung. Die Struktur dieser Übung war ziemlich komplex, waren doch 23 verschiedene Partner dabei. Selbst die internationale Presse nahm davon Kenntnis und das für einmal eher positiv. Die Übung dauerte zehn Tage lang, durchgehend, auch nachts. Logistisch war das eine Riesenherausforderung.

Für junge Angehörige der Armee (AdA) ist die Mobilisierung neu und ungewohnt. Die älteren Mitglieder der OGB schmunzeln. Die Verbandsführung von Genf bis Bern wurde innerhalb von 12 Stunden aufgestellt und betrieben. Die Partner waren das BA für Zoll, die Kantonspolizei Genf, Waadt und Neuenburg und zwei Detachemente der französischen Armée de terre. Der «Gegner» wurde durch AdA der Militärpolizei «gespielt». Da sich LUX 23 auch an Gewässern abspielte war die Motorboot Kp 10 dabei, sowie Teile der Genie RS, die eine Schwimmbrücke über den Hagneckkanal legten. Die San S 42 betrieb eine mobile MSE 2 (modulares sanitätsdienstliches Element).

Die Übung basierte auf der Annahme von Terroranschlägen auf Infrastrukturen Flughafen Genf oder die Raffinerie in Cressier (NE), Ereignissen bei Grenzübergängen und in den Städten, also in Gebäuden. Diese zehn Tage waren eine wichtige Erfahrung für die Truppe. Mit ständigen Ablösungen waren nie alle 4000 AdA gleichzeitig im Stress aber dennoch eingebunden. Gemeinsam mit den Franzosen wurde die Grenze entlang dem Jurabogen gesichert, für beide Seiten eine unschätzbare Erfahrung. Quer durch die Stadt Genf wurden verschiedene mögliche «Terrorakte» durchgespielt die durchaus auch Realität werden könnten und da wären die zivilen Kräfte rasch überfordert. Verletzte müssten rasch geborgen und behandelt werden, deshalb waren 100 teils «schwer verletzte» Figuranten eingesetzt. Um erfolgreich gegen Terror anzukämpfen muss dies geschult und trainiert werden. Während LUX 23 absolvierten die AdA Schiessausbildung auf hohem Niveau. Das ganze Dispo in der eingekreisten Zone wurde auf 36 Stunden sichergestellt.

Der Referent führte uns Tag um Tag 24 Stunden lang durch die Übung, wer wann und wozu im Einsatz war und machte damit die immense Arbeit, die dahinter steckte sichtbar, ebenso wie die Verantwortung, die Herausforderung und die aufgetretenen Lücken. Diese Lücken werden analysiert und künftig geschlossen. Div Tüscher erwähnte, dass die Übung vor dem 24. Februar 2022, Beginn des Ukraine-Krieges, geplant worden war. Heute würde man einiges anders angehen. Er betont, dass es sehr viel Zeit braucht, so eine Übung zu machen.

Die Ausbildung mit zivilen Partnern zusammen wird auch durch die Partner zertifiziert, während dem Einsatz am Objekt. Geprüft wurde die Einsatzbereitschaft. Die Reserven sollen neu konzipiert werden, die Verbandsführung überdacht, schlichte Dinge wie Karten lesen müssen wieder gelehrt werden, denn die ganze Elektronik könnte aussteigen. Es werden Rahmenbedingungen geschaffen für die Kooperation mit Partnern, die Zusammenarbeit mit Frankreich. Div Tüscher stellte fest: Die Kader entfalten sich und zeigen Stärke.

Die nächste Volltruppenübung LUX ist für 2028 vorgesehen zusammen mit STABANTE, der Luftwaffe. Künftig wird der Fokus mehr auf der Verteidigungsfähigkeit liegen, oder wie ein französischer General sagte: «Wir müssen neu lernen, das Vaterland robust zu verteidigen». Div Tüscher setzt als Schlusswort: «Wir müssen unsere Meinung ändern können. Die Köpfe lernen rasch, wenn man sie überzeugt». Machen wir von der Miliz uns also an die Überzeugungsarbeit!

Four a.D. Ursula Bonetti

 

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