Strahlender hätte der Sommertag nicht sein können, als zwei Dutzend Mitglieder der OGB mit Begleitung am Flugplatz Bern-Belp eintrafen, wo sie von Major i Gst Dominic Büchi und Major Patrik Steiner in Empfang genommen und begrüsst wurden. Ein Tor öffnete sich, das sonst keinen Privatpersonen und Besuchern des Flughafens zugänglich ist. Für diesen Tag waren wir privilegierte VIP auch wenn wir nicht Limousinen entstiegen sondern nur dem Ortsbus Belp.
In diesen Bereich haben nur sehr wenige Besucher Zutrittsberechtigung und Einsicht. So stehen wir nun vor einem Hangar, in welchem Flächenflugzeuge und Helikopter des Lufttransportdienstes des Bundes (LTDB) untergebracht sind. Sie werden täglich gewartet und können bei Bedarf jederzeit starten um einen Auftrag auszuführen. Vor der Halle steht ein Superpuma der militärisch immatrikuliert ist, denn der LTDB ist ein Teilbereich der Luftwaffe der Schweizer Armee. Der Superpuma soll in wenigen Minuten Passagiere an Bord nehmen und zu einem Einsatz abheben. Noch werden letzte Kontrollen ausgeführt, es wird Strom zugeführt und der Pilot steht in voller Montur bereit. Major Steiner, als Pilot «Stony», stellt den Superpuma vor und wir dürfen kurz hinein schauen. Einige der Anwesenden sind militärisch schon Superpuma geflogen, auch die Schreibende, aber da sassen bis zu 18 Soldaten drin in zwei Reihen, Rücken an Rücken. Dieser Helikopter ist mit weniger und komfortableren Sitzen ausgerüstet, die Passagiere sitzen sich wie im Zug gegenüber. Der Superpuma wird immer von zwei Piloten geflogen, während der EC635 nur mit VIP an Bord und während Nachtflügen von zwei Piloten geflogen wird. Der Superpuma ist modern ausgerüstet, auch mit einem System gegen Vereisung der Rotorblätter.
Wir sehen nicht mehr, wer einsteigt, denn die Aufmerksamkeit gilt nun den Luftfahrzeugen in der Halle. Nur kurz unterbricht der Kdt LTDB seine Rede, der Superpuma macht so nahe wirklich Lärm bis er sich in die blauen Lüfte erhebt, abschwenkt und weg ist er. Die Gruppe betritt nun das Kommandogebäude, und nimmt im Vortragssaal Platz.
Major Steiner stellt sich auf unkomplizierte Art kurz vor. Er ist Berufsoffizier und Militärpilot. Er hat einige Veränderungen in der Armee, resp. in der LW erlebt. Er stellt eine simple Frage in den Raum: Wie oft fliegt der Bundesrat mit diesen Flugzeugen? Wenn man den Medien Glauben schenkt, jede Woche und für jeden kleinsten Anlass? Privat und Beruf der Magistraten wird streng getrennt. Der Referent erklärt sehr aufschlussreich, dass die Heli und Jets oft auch für andere Missionen unterwegs sind. Davon sind natürlich einige streng vertraulich und erscheinen, Gott sei Dank, nicht in den Medien. Diskretion wird grossgeschrieben und ist gewährleistet.
Die Nutzungsübersicht zeigt die verschiedenen Aufträge. Der LTDB wurde 2005 in der heutigen Form gegründet. Wie erwähnt machen die Regierungsflüge nur einen Teil aus. Der Super King Air und der Twin Otter kann mit einer Kamera ausgerüstet werden und macht für die Landestopographie/swisstopo Vermessungsflüge. Da sitzt ein Kartograf im Militärtenü hinten im Heli und erfasst alles in seinem Laptop. Er ist mit dem Piloten verbunden und kann diesem sagen, welches Gebiet er überfliegen will. Der LTDB fliegt wöchentlich für die SWISSCOY in den Kosovo, ab Dübendorf, die zweite Basis des LTDB. Diese Transportmittel waren auch in der Covid-19 Pandemie für humanitäre Hilfe unterwegs. Da wurde der Passagierraum bis unter die Decke mit Material gefüllt. Der LTDB ist ein Mittel der ersten Stunde in Notlagen, bei Umweltkatastrophen, Flüge für das DEZA in Krisensituationen. Unkomplizierte Soforthilfe ist eine Schweizer Tradition.
Die Flugbegleiterinnen auf den Flächenflugzeugen, die für das Wohlbefinden der Fluggäste verantwortlich sind, werden durch eine zivile Firma zur Verfügung gestellt. Diese geschulten Damen werden je nach Bedarf aufgeboten und sie haben sich einer strengen Sicherheitsüberprüfung zu unterziehen. Sie machen ihren Job mit Begeisterung und sind sich der Verantwortung bewusst.
Auch der Regierungsjet Falcon 900 wird heute noch starten. Noch steht er still in seinem Hangar. Der ebenfalls dort stehende PC-24 wird noch im Jahr 2022 ausser Dienst gestellt. Die Citation Excel soll Ende 2023 ausser Dienst gestellt werden. Ab Anfang 2024 soll eine Redundanz zum Falcon 900 geschaffen werden, da dies das einzige VIP Langstreckenflugzeug des LTDB ist. In welche Richtung dieses Projekt gehen wird, muss sich noch weisen. Optimal wäre ein Ersatz des Falcon 900 um schlussendlich zwei typengleiche Langstreckenflugzeuge für das Einsatzspektrum Regierungsflüge zur Verfügung zu haben.
Eine Karte 2022 zum Luftraum zeigt die aktuelle Lage heute, Bedrohungen aus Boden und Luft und Lufträume die man nicht überfliegen kann. Gegenwärtig ändert sich das fast täglich. Es heisst also, umdisponieren, Umwege in Kauf nehmen. Der Pilot erklärt alles so lebendig, dass man glaubt, mitten drin zu sein in seinen Projekten. Fragen beantwortet er souverän und offen. Danach betreten wir nochmals die Halle und weil es nur so wenige Teilnehmer sind, dürfen wir uns im Regierungsjet Falcon 900 umsehen, immer zwei zusammen. Es ist zwar bequem und jede Ecke ist sinnvoll eingerichtet, aber gemessen an anderen Luftfahrzeugen immer noch schlicht und das ist die Kernbotschaft: der LTDB wird auch in Zukunft bescheiden auftreten.
Wir sind von allem sehr beeindruckt. Jetzt müssen auch wir «nachtanken» und die Gruppe verschiebt sich in den Bereich der Mountain Flyers, eine zivile Firma, die Helikopterflüge durchführt. Ein paar Mitglieder gönnen sich kurzentschlossen einen Heli-Rundflug über Bern. Inzwischen ist für uns zum Apéro ein reichhaltiges Buffet aufgebaut worden. Bei herrlichem Wetter sind die Tore des Gebäudes weit geöffnet. Jeder holt sich Getränke und darf den Teller füllen, da wird nicht gegeizt. Bald finden sich kleine Gruppen zusammen, andere sitzen gerne für sich und zum Schmaus kann der Flugbetrieb beobachtet werden. Die Gläser klingen, denn es war allzu lange still in den Vereinen. Jetzt kann Kameradschaft gepflegt werden. Einige Anwesende waren vor ihrer Pensionierung in der LW oder in der zivilen Luftfahrt tätig und erzählen zum Apéro nun spannende Geschichten und Anekdoten. Nur Fliegen ist schöner.
Four a.d. Ursula Bonetti,
Chefredaktorin