Mit Auflagen seitens Bundesrates und mit weniger Mitgliedern als erwartet, war die Mitgliederversammlung der Offiziersgesellschaft der Stadt Bern (OGB) dennoch ein gefreuter und erfolgreicher Anlass. Es wurden neue Vorstandsmitglieder gewählt, ein neuer Präsident trat sein Amt an und das Referat von Korpskommandant Hans-Peter Walser war hochaktuell und stiess auf grosses Interesse und allgemeine Zustimmung.
Nebst gern gesehenen Gästen nahmen 48 Mitglieder der OGB an der Mitgliederversammlung (MV) im Empire-Saal des Restaurants zum Äusseren Stand teil. Sie liessen sich von den bereits vorgeschriebenen Auflagen wegen COVID-19 nicht davon abhalten. Es herrschte jedoch grosses Verständnis für alle, die aus gegebenem Grunde zu Hause blieben. Am Anlass konnten die diesbezüglichen Vorschriften und Auflagen eingehalten werden. Das bedrohlich wirkende Thema wurde nur kurz aufgegriffen, vor allem im Zusammenhang mit den Armeegegnern, die, nun da die Armee im Tessin bereits Unterstützungseinsätze leistete, plötzlich nicht mehr so laut nach Abschaffung der Armee schrien.
Oberstlt i Gst Matthias Spycher begrüsste ein letztes Mal als Präsident die Gäste und Mitglieder zur 159. Mitgliederversammlung der OGB. Als Kontrast zum unschönen Thema COVID-19 ging er gleich zum Anlass der neubrevetierten Offiziere über, der kurz zuvor stattgefunden hatte. Es war ein erfolgreicher Anlass, ein wahrer „Aufsteller“ in diesen ungewissen Zeiten. Er stellte schmunzelnd fest, dass sich in der aktuellen Situation nun der militärische Gruss als Form einer korrekten Begrüssung sehr gut bewährt. Danach geht er über zu seinem Jahresbericht in welchem er Rückblick hält. Oberstlt Spycher war 12 Jahre lang Vorstandsmitglied der OGB, davon 6 Jahre als Präsident. Er verabschiedet sich mit grossem Dank für alle Unterstützung und gute Kameradschaft, die er über so viele Jahre immer wieder erfahren durfte. Wir werden ihm selbstverständlich ab und zu an Anlässen begegnen, denn natürlich liegen ihm das Wohlergehen von Kameraden und der OGB nach wie vor am Herzen. Der Jahresbericht wird mit Akklamation genehmigt.
Rückblickend war das Jahr auch aus der Sicht der AVIA Sektion Bern ein Erfolg, wie Oberst i Gst Frieder Fallscheer mitteilte. Eine grosse Herausforderung steht an: Stichwort NKF. Man müsse, so Oberst i Gst Fallscheer, die Zweifler, die Unentschlossenen, abholen und überzeugen. Ein sicherer Luftraum ist ein wesentlicher Bestandteil für eine sichere Schweiz. Inzwischen sind leider wegen COVID-19 ein paar geplante Anlässe abgesagt oder verschoben worden. Es gelten dennoch drei Argumentationslinien, die Frieder Fallscheer an der MV erwähnte:
Man müsse die Menschen erstens emotional abholen, ihnen also zeigen, dass es hierbei um die Sicherheit des ganzen Landes und seiner Werte geht. Zweitens müsse man ihnen aufzeigen, dass es rational ist, technisch-taktisch auf den neusten Stand zu kommen und alt durch neu zu ersetzen. Drittens müsse man den Zweiflern erklären, dass die Finanzierung innerhalb des Armeebudgets vonstattengehe, also nirgendwo anders eingespart werden muss. Diese Überzeugungsarbeit muss im Hinblick auf eine kommende Volksabstimmung mit grossem Engagement geleistet werden. Oberst i Gst Fallscheer zeigte sich zuversichtlich. Sein Jahresbericht wird ebenfalls mit Akklamation genehmigt.
Eine Schweigeminute für verstorbene Mitglieder, Kameraden wurde selbstverständlich würdig abgehalten. Danach legte Lt Jakob Grütter über die Finanzen der OGB Rechenschaft ab. Wegen rückläufiger Mitgliederzahlen wurden weniger Beiträge bezahlt. Dennoch schloss das Jahr 2019 mit einem Gewinn von rund 3‘000 Franken ab. Der Revisorenbericht enthielt keine Beanstandungen und Hptm Daniel Ritz dankte Lt Grütter für die sauber geführte Rechnung und empfahl, dem Vorstand Décharge zu erteilen. Präsident Spycher dankte seinem Kassier und er dankte gleichzeitig den Sponsoren für die grosszügige Unterstützung der Anlässe OGB und mit den Inseraten die Herausgabe des jährlichen Bulletins „der offizier“.
Oberst Andres Krummen übernahm die Verabschiedung von zwei verdienten Vorstandsmitgliedern, einerseits den Präsidenten, Oberstlt i Gst Matthias Spycher und andererseits Hptm aD Robert Meyer. Letzterer leitete engagiert während 30 Jahren die Sportstunden von OG Sport hard. Nun gibt es nur noch die OG Sport light, die umorganisiert wurde und unter anderer Leitung steht. Robert Meyer hat damit eine ganze Generation Offiziere sportlich motiviert und geprägt, immer mit dem leuchtenden Beispiel vorangehend.
Matthias Spycher, so Andres Krummen, habe es hervorragend verstanden, gute Ideen zu vermitteln und mit Optimismus zu realisieren. Er sei unglaublich gut und vielseitig vernetzt. Er beschreite dabei manchmal auch unkonventionelle Wege und erreiche sein Ziel dennoch. Er sei ein Mann der Taten und immer auf Trab, dabei unentwegt fröhlich und kameradschaftlich. Oberst Krummen überreichte beiden zurücktretenden Vorstandsmitgliedern überaus passende, originelle Geschenke, die von den Geehrten mit Rührung und Freude entgegen genommen wurden.
Nun kam also der grosse Schritt: Oberst i Gst Frieder Fallscheer wurde als neuer Präsident vorgeschlagen und einstimmig mit Akklamation gewählt. Danach folgte eine kurze, feierliche Fahnenübergabe vom abtretenden Präsidenten an den neuen Präsidenten Frieder Fallscheer. Soviel militärische Tradition musste einfach sein, auch in einer modernen und zukunftsorientierten Offiziersgesellschaft.
In weiteren Wahlen wurde als neuer Vertreter der Sektion AVIA Hptm Dominic Büchi gewählt, als Sekretär Oblt Ricco Hostettler und als Vertreter OG Sport light Hptm aD Fritz von Gunten. Somit ist der Vorstand OGB komplett.
Der Fokus des Jahresprogrammes der OGB liegt aus Gründen der bevorstehenden Abstimmung auf NKF und BODLUV. Leider mussten zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Berichtes wegen der herrschenden ausserordentlichen Lage COVID-19 einige Anlässe gestrichen oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, immer wieder die Webseite zu konsultieren, die laufend aktualisiert wird.
Denjenigen, die nicht an der MV 2020 teilnehmen konnten, sei die Wortmeldung zum Schluss der Versammlung nicht vorenthalten, die sich auf das geplante Symposium der Zentral AVIA bezog. Inzwischen ist die Podiumsdiskussion auf den Herbst verschoben worden. An ihr sollten zwei Politikerinnen der SP und Grünen teilnehmen, welche die Speerspitze der GSoA repräsentieren. Die SP bestätigte 2012 die Abschaffung der Armee als Teil des Parteiprogramms. In der Podiumsdiskussion, so wird angenommen, werden sie sich nicht nur gegen Flieger aussprechen. Es geht um die Armee als Ganzes. Nun, da die Armee als Reserve im Kampf gegen COVID-19 für den Assistenzdienst bereitsteht, seien die Stimmen der Armeegegner etwas verstummt, doch das werde nicht so bleiben, so der Sprecher. Er appellierte an alle Anwesenden der MV, am 18. August 2020 alle Angehörigen für das angesagte Referat von Divisionär Bernhard Müller zu mobilisieren. Es darf doch nicht sein, dass die Armee wegen des erfolgreichen Einsatzes zur Unterstützung des Gesundheitssystems der Schweiz auf den subsidiären Einsatz COVID-19 reduziert wird.
Trotz COVID-19 also eine eindrückliche und vielseitige Mitgliederversammlung wo Zusammenstehen, der Wille zum Durchhalten bereits zu spüren war, obwohl die behördlichen strengen Anordnungen erst eine Woche später in Kraft traten. Das spannende Referat von Divisionär Hans-Peter Walser setzte einen krönenden Schlusspunkt hinter die Mitgliederversammlung 2020 der Offiziersgesellschaft der Stadt Bern.
Four aD Ursula Bonetti
Chefredaktorin OGB