Der Vortragssaal Schmiedstube musste im Februar 2018 spontan auf rund 100 Sitzplätze vergrössert werden, da unerwartet viele Mitglieder und Gäste eintrafen, und das, obwohl an diesem Abend YB im Stade de Suisse gegen den FCB spielte. Das Vortragsthema schien grosse Anziehungskraft zu haben und die Zuhörenden wurden denn auch nicht enttäuscht. Es war ein spannender Abend auch in der Schmiedstube.
Den Mitgliedern und Gästen der OG Stadt Bern bot sich die Gelegenheit, einen Einblick in die täglich interessante Arbeit von armasuisse zu erhalten. Martin Sonderegger, Rüstungschef von armasuisse und Oberst i Gst in der Armee, stellte die Organisation vor, die dieses Jahr das 50-Jahre Jubiläum feiert und früher – ältere unter den Anwesenden kennen noch die Bezeichnung, GRD und GR – hiess.
Die heutige armasuisse ist eine von vier zentralen Beschaffungsstellen des Bundes. Sie beschafft und betreut damit nicht als einzige Stelle Güter und Dienstleistungen oder ein Immobilienportfolio. Die Verantwortlichkeiten unter den vier Beschaffungsorganisationen sind deshalb klar abgegrenzt.
In einem ersten Teil ging der Rüstungschef detailliert auf den vielfältigen Dienstleister armasuisse ein, deren „Raison d’être“ die Armee ist und deren Kapital die Mitarbeitenden und das Know-how sind. Viele einzigartige Berufe werden angeboten und die Personalplanung sowie der Wissenstransfer bei den anstehenden Pensionierungen bleiben eine grosse Herausforderung.
Die Schritte einer Beschaffung veranschaulichte der Referent anhand eines privaten Autokaufs. Also von der Feststellung des Bedarfs, über die Probefahrten/Evaluation und den Kauf/Beschaffung bis hin zum Lebensende. Analog dazu – jedoch mit anderen Rahmenbedingungen und Beteiligten – läuft der Rüstungsablauf mit der involvierten Armee (LBA und A Stab), armasuisse und der Politik ab.
Eine weitere grosse Herausforderung stellen die finanziellen Rahmenbedingungen dar. Denn ohne die notwendigen Mittel – insbesondere auch für die Rüstungsplanung – kann die WEA nicht umgesetzt und das geforderte Leistungsprofil würde nicht erfüllt werden. Deshalb benötigt die Armee eine stabile und langfristige Planungssicherheit, obwohl sie in der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung im Rahmen der Verteilung der Mittel in Konkurrenz mit den anderen Ausgabengebieten des Bundes steht.
Anhand von anschaulichen Illustrationen führte der Referent die Themen wie die Rahmenbedingungen, die Rüstungsplanung oder den Investitionsbedarf aus. Dazu gehören laufende und geplante Projekte. So zum Beispiel zwei Projekte mit einer guten Akzeptanz bei der Truppe: Das Unterstützungsbrückensystem 46 m und das leichte, geländegängige Motorfahrzeug. Weiter das Patrouillenboot 16, welches das Patr Boot 80 ablösen wird und ein neues Brückenlegesystem als Ersatz für die Panzerbrücke 68/88.
Mit Informationen zur Armeebotschaft 2018 mit dem Rüstungsprogramm 2018 und dem Immobilienprogramm 2018 erfolgt die Überleitung zu geplanten Beschaffungen. Es geht laut Sonderegger darum, die Armee als Gesamtsystem unter Berücksichtigung der laufenden Veränderungen unserer Umwelt und des technologischen Wandels, wie dies für die nächsten 10-15 Jahre absehbar ist, zielgerichtet weiterzuentwickeln.
Nicht nur die Mittel zum Schutz des Luftraums, Kampfflugzeuge und BODLUV, müssen ab Mitte 2020er Jahre ersetzt werden. Auch zahlreiche Hauptsysteme gelangen an ihr Nutzungsende, wie die Radschützenpanzer, die Artillerie, die Helikopter oder die Radarsysteme.
Der Referent schliesst mit dem Zitat von Sir Sydney Camm: „All modern aircraft have fours dimensions: Span, lenght, height – and politics.“
Wir danken Oberst i Gst Martin Sonderegger für diesen ausführlichen Einblick in eine Thematik, die uns alle angeht. Setzen wir uns als Mitglieder der OG Stadt Bern aktiv dafür ein!
Der Abend war noch lange nicht zu Ende. Er wurde mit engagierten und lebhaften Diskussionen fortgesetzt wobei auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kam. Wir danken unserem Sponsor UBS für den Apéro riche, der begeisterte Geniesser fand. Und übrigens: YB hat an diesem Abend gegen den FCB 2:0 gewonnen! Wenn das kein gutes Omen ist!!
Four aD Ursula Bonetti
Redaktorin