Die 160. Mitgliederversammlung (MV) der Offiziersgesellschaft der Stadt Bern (OGB) fand am 28. Juni 2021 unter den gebotenen Covid-19-Massnahmen statt. Die 39 Stimmberechtigten Mitglieder, einige Gäste und der Gastredner KKdt Thomas Süssli, CdA, nahmen an den bereits schön eingedeckten Tischen Platz. Immerhin waren es nun 8er Tische, das war schon mal ein Schritt in die neue Normalität. Der Präsident, Oberst i Gst Frieder Fallscheer, führte zügig durch die Traktanden, die nirgends zu Diskussionen Anlass gaben. Danach folgten alle gespannt dem Vortrag „Vision Gruppe Verteidigung und die Armee 2030“.

Geschäftlicher Teil

Der Jahresbericht des Präsidenten war ein Rückblick auf ein ungewohntes Jahr. Wenige Tage nach der Mitgliederversammlung 2020 war die Covid-19-Pandemie offizielle Tatsache. Die Armee hat in der Krise bewiesen, dass sie auch mit kurzem Vorlauf korrekt reagieren kann. Dies ist ein guter Leistungsausweis: die Schweizer Armee funktioniert! Die Mobilmachung war ein Erfolg, kurz nachdem sie wieder eingeführt worden ist. Von den geplanten Anlässen konnten nur wenige durchgeführt werden. Die Pflege der Kameradschaft blieb über Monate hinweg auf der Strecke. Die Medien berichteten zu wenig über die Leistungen der Armee während der Pandemie. Anfang 2021 waren erneut Truppen im Assistenzdienst und wurden von den Medien und damit im Volk kaum wahrgenommen.

Hptm Dominic Büchi, Vertreter AVIA Sektion Bern, nahm in seinem Jahresbericht speziell Bezug auf die Abstimmung September 2020 über das Neue Kampfflugzeug (NKF). „In Zukunft wird es immer schwieriger werden, die Stimmberechtigten an der Urne für einen Entscheid pro Armee zu motivieren. Die Gegner der Armee schlafen nicht, sie machen ständig Druck.“

Für die verstorbenen Mitglieder wurde eine Schweigeminute abgehalten. Geradezu dramatisch gestaltete sich die Geräuschkulisse: draussen entlud sich über der Bundeshauptstadt eines der schwersten Gewitter dieses Jahres mit Sturm, Hagel und Regenfällen die dem Rheinfall in nichts nachstanden. Diese Unwetter sollten noch schwerwiegende Folgen haben und im ganzen Land grosse Schäden für Land und Leute anrichten.

Während draussen die Elemente tobten präsentierte im Empiresaal des Äusseren Standes der Kassier, Lt Jakob Grütter, inzwischen in aller Ruhe die Rechnung vom letzten Jahr und das Budget für das laufende Jahr. Die UBS hat wiederum Anlässe der OGB finanziell unterstützt, wofür die OGB herzlich dankt. Der Revisor, Hptm Daniel Ritz, empfahl, der MV die Jahresrechnung zu genehmigen und dem Vorstand Décharge zu erteilen. Die beiden Jahresberichte, die Jahresrechnung 2020 und das Budget 2021 sowie der Mitgliederbeitrag wurden einstimmig genehmigt. Die Wahlen des Vorstandes sind gemäss Statuten für zwei Jahre gültig. Die nächsten Wahlen finden somit an der MV 2022 statt.

Präsident Fallscheer gab einen kurzen Überblick über die Anlässe, die in den nächsten Monaten angeboten werden. Er machte auf die Wahlen im Herbst in der Stadt Bern aufmerksam: „Nehmen Sie Ihre politischen Rechte wahr!“ Frieder Fallscheer dankte seinem Vorstand für die starke Unterstützung trotz misslicher Bedingungen in diesem Corona-Jahr. Es gab keine weiteren Wortmeldungen und der statutarische Teil der MV konnte geschlossen werden, mit dem Dank an die anwesenden Mitglieder und Gäste, dass sie gekommen sind.

Wir sind Botschafter

Für die OGB war es eine Ehre und Freude, den Chef der Armee, KKdt Thomas Süssli als Gastredner zu begrüssen. Oberst i Gst Fallscheer fasste sich kurz, den CdA muss man nicht gross vorstellen, er ist in seinem zweiten Kommandojahr bereits eine bekannte Grösse. Er beginnt denn auch ohne lange Umschweife mit der Feststellung: „Wo kommen wir historisch her mit der Armee und warum müssen wir weitergehen?“ Damit nimmt er Bezug auf die vier Säulen der WEA. 1. Die Wiedereinführung der Mobilmachung, die sich bereits bewährt hat. 2. Verbesserte Kaderausbildung, die durch die Pandemie ungewollt etwas gebremst worden ist, aber dennoch durchgeführt wurde. Die jungen Kader schaffen es in kurzer Zeit, Verantwortung zu übernehmen und Leadership zu zeigen.

3. Die Regionalisierung wird geschätzt, beispielsweise bei subsidiären Einsätzen in den Kantonen und im Objektschutz. Punkt 4. Zur vollständigen Ausrüstung sind viele Fragen aufgetaucht. Bei der Truppe sind die Erwartungen höher als das bisher Erreichte. Es braucht Geduld und Erklärungen. Die Sicherheitspolitischen Berichte sind die Auslöser zur Reformation der Armee. Armee und Militärverwaltung sind ein Gesamtsystem. Die Welt wird zunehmend volatiler, unsicherer, komplexer und vieldeutiger. Grosse Veränderungen finden bereits statt. Es bleibt uns nicht viel Zeit zur Transformation: Wir müssen heute damit beginnen.

Als Asienkenner bringt KKdt Süssli ein paar andere Überlegungen und Aspekte ins Gespräch, nicht geografisch, sondern wirtschaftlich. Künstliche Intelligenz ist die Zukunftstechnologie. Zum Klimawandel bemerkte er, dass es nichts bringe, Schuldige dafür zu suchen – der Wandel finde statt. Wir befinden uns im „asiatischen Jahrhundert“, dann wird ein „afrikanisches Jahrhundert“ auf Europa Auswirkungen haben. Wir müssen uns fragen: „Was ist mit der Gesellschaft passiert?“ Der Generationenwandel brachte auch einen Wandel der Ansprüche, der Vorstellungen und Forderungen, was zu einem gesellschaftlichen Wandel führt.

Hier geht der CdA über zu unserer Armee, und zur Vision der Gruppe Verteidigung. Die Milizarmee bringt uns Sicherheit. Die Milizarmee ist erfolgreich. Sie macht ihren Job und sie macht ihn gut. Es sind die Visionen, die Vorstellung zur Zukunft, wie sie zu uns passt. Mit vier strategischen Grundsätzen geben wir den Weg vor, wie wir zur Vision, zum Ziel, gelangen. KKdt Süssli erklärt die sieben Punkte der Vision: Menschen für Sicherheit. Klarer, machbarer Auftrag. Menschen im Zentrum. Leadership unterscheidet uns. Den Bedrohungen voraus. Digital schlagkräftig und konsequent ausgerichtet.

KKdt Thomas Süssli beantwortet in der Folge noch Fragen. Er fasst zusammen: „Sie sind alle Botschafter! Wir müssen vor allem die Herzen die Bevölkerung gewinnen.“ Der CdA will, dass man die Armee vermehrt und besser wahrnimmt, denn sie ist die letzte Reserve für die Sicherheit unseres Landes. Der starke Applaus ist verdienter Dank für den engagierten Redner. Die MV beschliesst den interessanten Abend mit einem Apéro, die Möglichkeiten für freundschaftliche Gespräche sind allerdings bei einem „Sitz-Apéro“ eingeschränkt. Danach folgt ein gemeinsames, festlichen Essen, denn Pflege der Kameradschaft ist ein wichtiger Pfeiler im Zweck einer Offiziersgesellschaft. Die Stimmung ist hervorragend. Draussen prasselt der Regen. Kurze Zeit darauf sind Armee und Zivilschutz bereits wieder im Einsatz in überschwemmten Gebieten im ganzen Land für die Sicherheit der Bevölkerung.

Four a.D. Ursula Bonetti
Chefredaktorin

  

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